Kindererziehung in Kamukongo

 


Ich freue mich Zeit für diese Kinder zu haben. Sie bestürmen mich sie lachen geniert und fröhlich wenn man ihnen über den Kopf streicht oder "hoppe hoppe reiter" spielt. In Uganda ist es nicht üblich das Kinder auf dem Schoß sitzen oder das man mit ihnen kuschelt. Ich ahbe Goretti gefragt wie es kommt das diese Kinder so anders erwachsen und so "Pflegeleicht" sind. "Weißt du Jessica, wir bringen diesen Kindern von Anfang an bei für sich selbst zu stehen. In ihrem Leben wird nicht immer jemand da sein der für sie die Dinge übernimmt. Ihr Leben liegt von Anfang an sehr in ihrer eigenen Verantwortung. Außerdem haben Familien hier oft viele Kinder. Eine Betreuung wie sie bei euch üblich ist wäre bei uns oft gar nicht möglich. Wenn man fünf oder sechs Kinder hat muss früh jeder mithelfen" Mir persönlich fällt es eher an Kleinigkeiten auf. Jedes dieser Kinder kann für sich selbst denken und stehen. Wenn sie sitzen können und laufen dann sitzen sie auf ihrem eigenen Stuhl. Nicht auf einem Kinderstihl sondern auf einem Erwachsenenstuhl.  Ich erlebe sie als unabhängig, sehr selbstständig, sehr höflich und für ihr Alter ausnahmslos klug. Sie tun Dinge von denen ich aufgrund meiner Beobachtungen in Deutschland gedacht hätte das es absolut viel zu viel verlangt ist und das ein Kind überhaupt nicht die Fähigkeiten dafür hat. Beispielsweise mit fünf Jahren Kniend unaufgefordert und freiwillig einen Rosenkranz zu beten.  Diese Kinder sind in keiner Weise verzogen und sehr hilfsbereit. Wenn du sagst : „Bringt mir bitte die seife für chudu “ dann rennt eine siebenjährige los und organisiert sie dir ohne nachfragen ohne Schnute. Und nachdem sie die Seife geholt hat holt sie ihren Eimer, ihre  Zahnbürste und wäscht sich und zieht sich an. Ohne das sie irgendjemand aufgefordert hätte. Diese Kinder hier wachsen anders auf als ich aufgewachsen bin. Ihnen wird mehr zugetraut, von ihnen wird mehr erwartet. Sie sind Kinder sie haben Zeit zum spielen zumindest hier in diesem wunderbaren Zuhause Kamukongo. Sie dürfen albern sein und Fangen und verstecken spielen bis es dunkel wird aber ihnen wird sobald sie laufen können nicht mehr nachgeschaut wenn sie weg gehen. Sie werden nicht auf den Schoß genommen oder gekitzelt sie sind nicht „sooo süß“ und wenn sie laufen lernen dann macht keiner ein Foto davon weil der kleine Purzel jetzt die ersten Schritte macht.
Wir haben ein Baby das grade laufen lernt. Alle lieben es und da es sechzig Kinder auf dem Gelände sind hat immer irgendwer ein Auge auf ihn. Er hat ab und zu eine verschrammte nase weil er sich wehtut wenn er umfällt aber ansonsten krabbelt und läuft er einfach herum und steckt alles was er finden kann in den Mund. Steine, Blätter, Stöcke, Schuhe. Der der grade neben ihm steht ist verantwortlich und wenn das Mädchen erst sieben ist weiß sie trotzdem wie man ihn wickelt, anzieht und wie man ihn sicher trägt und sie weiß das er sich an einem Luftballon verschlucken kann (welcher verantwortunglose Muzungu den wohl mitgebracht hat….) Unser Baby wird viel weiter gereicht aber es ist immer jemand für es da. Die Kinder passen auf sich auf und auf die jeweils Ich finde den Erziehungsstil im Kinderheim unglaublich beeindruckend. Ich glaube ich wäre nicht cool genug mein Kind einfach einer Gruppe Jugendlicher und Kinder zu übergeben ich würde nicht wollen das mein Kind schmutzig wird ich würde nicht wollen dass es immer weiter gereicht wird . Aber bei uns sind Mamas oft gestresst und Kinder in Deutschland groß zu ziehen unter diesen Standarts ist wirklich eine anspruchsvolle Aufgabe und von meiner Arbeit im deutschen Kinderheim weiß ich das sie einem den letzten Nerv kosten kann sodass man sein Kind schon mal grob behandelt. Es fällt mir manchmal schwer mir einzugestehen dass diese Kinder unglaublich glücklich sind ohne dieses ganze Brimborium aus Deutschland ohne Spielsachen ohne zuverlässige Bindungsperson. Dass sie wenn sie hinfallen wieder aufstehen und weiter rennen. Niemals habe ich hier einen Erwachsenen oder ein älteres Kind ein jüngeres anschreien sehen. Niemals wurde hier ein Kind gepackt und in sein Zimmer gesteckt. Niemals wurde hier ein Kind geschlagen und niemals handgreiflich gezwungen jetzt diese Hose verdammt nochmal anzuziehen weil es draußen nur achtzehn grad hat.  Die fünfjährigen Stehen auf gehen nach draußen prüfen die Temperatur und ziehen sich eine Hose an. Fertig aus. Und die Jüngeren warten bis die Älteren kommen. Die gehen nach draußen, suchen eine Hose raus und ziehen sie den Kindern an. Fertig aus. Wenn das Kind die Hose nicht will weint es. Aber es wehrt sich nicht. Und weinen ist okay. Die älteren wischen die Tränen weg und schnäutzen die Nase. Dann gehen sie gemeinsam zum Morgengebet.  Und es ist selbstverständlich das die Älteren den Jüngeren ihre Sachen ausleihen. Dass die Dreizehnjährigen mit den Kleinen Singen und Spielen weil es ihnen auch noch spaß macht. Dass sie sich gegenseitig die Nägel lackieren. Wenn ein Kind nüsse

bekommt teilt es sie mit allen anderen und wenn ein Mädchen Nagellack bekommt gibt es ihn weiter bis er leer ist auch wenn sie vielleicht lange keinen mehr bekommen wird. Während ich auf meinen Schiele wie er weiter gereicht wird und ich denke...ohjee das war mein Lieblingsnagellack und jetzt spielen sie damit.  Es ist so faszinierend wie diese Gemeinschaft funktioniert und ich bin so froh für eine Zeit ein Teil von ihr sein zu dürfen. Das wenn ich nach Hause kommen zwanzig  Kinder auf mich zurennen und ich die Kleinen auf den Arm nehmen kann.  Willkommen zurück Jessica ! Wie geht es dir? Wo warst du?“