Mama Chudu und die Socken

„Mama Chudu“

 

Sie nennen mich jetzt Mama Chudu. Chudu ist ein dreijähriger Junge der keine Eltern hat. Seine ersten Lebensjahre hat er an einer Schule mehr oder weniger im Lehrerzimmer gewohnt, wo er zurück gelassen wurde, ehe Emmanuel und Goretti ihn aufgenommen haben. Chudu hat ein wenig Segelohren und einen frechen Blick. Er ist etwas dickköpfig und weiß was er will. Sein Markenzeichen ist das kleine graue Spielzeugauto dass er immer bei sich trägt, Er wäscht und schrubbt es im meinem Klamottenwascheimer mit einer Schuhbürste und er nimmt mit zum Schlafen ins Bett. Ohja dieses Spielzeugauto ist ihm wichtig. Ein Weiteres Markenzeichen ist der sogenannte "Chudu Tanz" Wenn alle Kinder sich im Kreis an den Händen halten um "Der Fuchs geht um" zu spielen  stellt er sich in die Mitte des Kreises fasst sich mit jeiweils einer Hand an ein Ohr geht in die Knie und wackelt mit den Schenkeln.

"You are stubborn! " sagen die Kinder aber in seiner liebevollen Art einfach das zu machen was er will, in seiner Verträumtheit und mit seinem Lachen erinnert er mich ein bisschen an mich selber. Vielleicht habe ich ihn deswegen ganz besonders ins Herz geschlossen.  Er wird hier wunderbar versorgt und eigentlich bräuchte er mich nicht, aber er genießt es so sichtlich eine Bezugsperson zu haben die ihn liebt. Er ist ein bisschen krank und wird bald operiert denn immer wenn er Schnupfen hat dann bildet sich eine schorfige  Entzündung neben seinem Ohr. Deswegen darf er keinen Schnupfen bekommen und sich nicht erkälten.  Morgens stehe ich schon um sieben auf um ihn mit den anderen Kindern zu wecken. Dann suche ich seinen kleinen grünen Eimer und einen Schwamm und hole seine Seife aus meinem Zimmer. Ich helfe ih zu waschen und neu anzuziehen. Anfangs wusste ich nicht wie man so einen kleinen Jüngen mit einem Eimer Wasser und einem Stück Seife sauber macht, aber die älteren Mädchen haben es mir gezeigt und mich die ersten Tage gut beobachtet wie ich mit Chudu umgehe.Mittlerweile geht es Ruck zuck :) Meistens ist kein Handtuch da, denn es gibt nicht genügend für alle Kinder,  aber ich halte es nicht aus wenn der kleine vor Kälte vor mir in die Hocke geht und mit den Zähnen klappert bis eines frei wird. Deswegen trockne ich ihn mit meinem großen Rock ab, was er liebt und dann packe ihn schnell in warme Klamotten.  „You are so caring“ sagen die älteren Mädchen und lachen mit mir. Seine Socken habe ich immer in meiner Bauchtasche. Im kulturellen Kontext betrachtet ist es vielleicht nicht 100% richtig, dass ich dafür sorge das Chudu morgens warme Socken anhat und dass ich mich persönlich für die "Chudus Socken beauftragte" halte und über die kleinen Blaugelbgeringelten minionsocken in meiner Bauchtasche mit Argussaugen wache. Es ist nicht üblich dass die Kinder hier warme Füße haben und es ist absolut normal dass sie Laufnasen haben.

Alle Kinder haben Socken im Schrank aber es wird nicht die Notwengdigkeit gesehen sie anzuziehen und vielleicht ist die notwendigkeit warme Füße zu haben auch gar nicht so groß, wie meine deutsche Mama zumindest mir als Kind verklickern wollte, denn unsere Kinder sind fröhlich und dass bisschen Laufnase ist vielleicht Teil der Abhärtung und schadet keinem derKinder wirklich ernsthaft:) 

Aber ich bin erstens unglaublich deutsch, zweitens habe ich ein Jahr in einem deutschen Kleinkinderheim gearbeitet und da hatte ich das Gefühlt waren "warme Füße" quasi ein Teil der Vereinbarung mit dem Jugendamt, und drittens hat dieser kleine Chudu husten und erkältet sich schnell und er hat diese schorfige Wunde die mir Sorgen macht und von der Gesagt wird sie wird schlimmer wenn er krank ist. Rose und Goretti lächeln über meine Mühe aber es ist ein liebes Lächeln. Deswegen habe ich seine Socken in meiner Bauchtasche und ziehe sie ihm  für die kalten Morgenstunden an die Füße nachdem ich ihn eingecremt habe. Zumindest bis zu seiner OP sage ich mir. Meistens quitscht er freudig, lässt sich auf meinen Schoß fallen und streckt die Füße in die Luft.

Nach dem Morgengebet und den Hausarbeiten kommt er inziwschen selbstständig zu mir und deutet auf seine Füße. Dann ist es meistens warm genug und  er kann wieder Barfuß laufen. Seine Socken wasche ich dann in meinem Waschbecken und hänge sie zum trocknen auf ehe ich auch zum Frühstücken gehe.

Weil ich mich um Chudu sorge und er so gerne an meiner Hand geht und inzwischen lachend aus dem Bett in meine Arme springt sagen sie Mama Chudu zu mir. Er wächst zwischen siebzig anderen Kindern auf die ihn lieben und die seine Familie sind. Das ist wunderbar und trotzdem hat er nicht diese eine Frau die dafür sorgt das er immer trockene Klamotten anhat wenn der Regen kommt oder er am Wasser gepritschelt hat. Die darauf achtet das seine Nase geputzt und sein Gesicht nicht schmutzig ist. Das tut mir Leid für ihn denn ich wünsche ihm eine Mama die ihn jeden Abend ins Bett bringt. Hinter der er sich verstecken kann wenn er sich fürchtet, die weiß was er am liebsten zu Abend isst und die ihm und nur ihm ein Gutenachtlied vorsingt und zwar genau das dass er sich an diesem Abend wünscht. „Mama chudu“ nennen sie mich, weil ich mich um ihn sorge und weil ich ihn einfach lieb habe. Ich habe viel Liebe für diese Kinder für alle nicht nur für Chudu und es macht mir Spaß mit ihnen zu lachen, zu tanzen, sie in die Luft zu werfen und wieder auf zu fangen. Oh wie gerne ich hier bin und Mama Chudu gerufen werde!